Lymphödem
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Definition
Das Lymphödem ist eine auffällige, auch tastbare Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum im Lymphdrainagesystem als Folge einer Schädigung der Lymphkapillaren.
Das Lymphödem kann angeboren (nicht angelegte Lymphkapillaren oder
Lymphknoten) oder sekundär entstanden sein, z.B. nach Operationen mit
Entnahme von Lymphknoten oder einer Lymphstammdurchtrennung, sowie nach
Bestrahlung bösartiger Tumoren. Unbehandelt Ist das Lymphödem meist
fortschreitend und chronisch.
Vortrag Lymphödem von Dr. med. Klaus Wolf
Hinweis: Der Vortrag richtet sich primär an Fachpersonen, daher enthält er zahlreiche medizinische Bilder von Erkrankungen und Operationen, die sich nur eingeschränkt für Minderjährige und empfindliche Personen eignen. Die dargestellten medizinischen Informationen können Patienten nur einen Anhaltspunkt geben. Wenden Sie sich an einen Spezialisten für Venen- und Lymphgefässerkrankungen, um eine belastbare Diagnose zu erhalten.
Stadieneinteilung des Lymphödems
Stadium 0
Unterschwelliges Ödem ohne Symptome
Stadium 1
Ödem mit wenigen, kleinen, teigigen Gewebeveränderungen („Dellen"), kann durch Beinhochlagerung rückgängig gemacht werden.
Stadium 2
Zunehmende Gewebeveränderung mit Verhärtung von Fett- und Bindegewebe, kann spontan nicht rückgängig gemacht werden.
Stadium 3
Harte, unförmige Schwellung mit Bewegungseinschränkung der Gelenke („Elephantiasis"). Neigung zu Bläschenbildung, Hautentzündung (Ekzem) und schlecht heilenden Wunden.
Psychosoziale Aspekte bei Lymphödem
Betroffene Patienten fühlen sich oft von behandelnden Ärzten nicht ernst genommen sowie uninformiert, und ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld
aus Scham über ihr unvollkommenes Erscheinungsbild und das Tragen spezieller Kleidung zurück. Eine wirksame Therapie des Lymphödem kann nur unter Zusammenarbeit von Patient und Therapeut, unter Einbeziehen des sozialen Umfelds in Familie und am Arbeitsplatz erreicht werden. Der Gang zum Spezialisten für Lymphgefässe und Beinvenen kann die Situation aber in jedem Fall spür- und sichtbar erleichtern.
Diagnostik eines Lymphödems
Stemmer-Zeichen
«Sichtbar» ist das sogenannte "Stemmersche Zeichen": Die Hautfalte über der 2. und 3. Zehe ist verdickt und lässt sich nicht abheben.
Ultraschall
Mittels hochauflösender Duplexsonographie können die Lymphansammlungen und Gewebeveränderungen in Haut-, Fett- und Bindegewebe dargestellt, und auch eine Abgrenzung zu Stauungen durch venöse Erkrankungen vorgenommen werden. Eine Röntgendarstellung (Isotopen-Lymphographie) bleibt speziellen Fälen, z. b. zur Planung einer Lymphgefäss-Transplantation vorbehalten.
Begleiterkrankungen
Zusätzlich müssen Begleiterkrankungen, die das Lymphödem verschlimmern, ausgeschlossen oder behandelt werden (z.B. Tumore, Erkrankung von Venen und Arterien, Herzschwäche, Störungen des Immunsystems und der Hormondrüsen sowie Erkrankungen von Gelenken und Rheuma).
Therapien und Behandlungen des Lymphödems
Die Behandlung des Lymphödems ist vielschichtig, aufwändig und sollte
von einer Fachperson geplant und durchgeführt werden. Angestrebt werden
Verbesserung des Lymphabflusses, der Gelenkbeweglichkeit, Verminderung
der Bindegewebevermehrung und der Verhärtung.
Wichtig ist am Anfang der Therapie ein ausführliches Gespräch zwischen Patient und Arzt, um die angestrebten Ziele der Behandlung zu besprechen. Denn besonders wichtig ist hierbei auch Ihre aktive Mitarbeit rund um Hautpflege, Anlernen bestimmter Lymphdrainagegriffe und das An- und Abziehen der Kompressionsstrümpfe.
Basistherapie des Lymphödems: Komplexe physikalische Entstauung (KPE)
Die Grundlage der Therapie liegt in der manuellen Lymphdrainage, einer Kompressionstherapie mit Wechselbandagen und medizinischen Kompressionsstrümpfen, entstauenden Bewegungsübungen und der Hautpflege. In der ersten Phase der Therapie wird die Mobilisierung der Ödemflüssigkeit und - falls schon vorhanden - die Rückbildung der Bindegewebevermehrung angestrebt. In der zweiten Phase soll der Therapieerfolg optimiert und konserviert werden.
Manuelle Lymphdrainage (ML)
Die manuelle Lymphdrainage besteht aus 4 Grundgriffen, mit denen die Haut und das Unterhautgewebe, und damit auch die Lymphgefässwand, gedehnt werden, wodurch es zur Anregung der Lymphbildung und des Lymphflusses kommt.
Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie wird mit speziell komprimierenden Kurzzugbinden durchgeführt und nach der Ödemreduktion durch angemessene Kompressionsstrümpfe ("FIachstrick mit Naht") ersetzt.
Entstauende Bewegungs - und Atemtherapie
Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten: Atemtherapie nach Middendorf, Nordic-Walking, Velo fahren, Hometrainer, Schwimmen, physiotherapeutisch geleitetes Krafttraining und Langlauf.
Weitere konservative Therapien
Es gibt eine Reihe weiterer konservativer Therapiemöglichkeiten: Physiotherapie (Bewegungstherapie im Wasser, Manualtherapie, Gangschule), apparative intermittierende Kompression, Thermotherapie (Kompression mit Wärmeapplikation) und - in speziellen Fällen - medikamentöse Ergänzung bei Komplikationen des Lymphödems durch Befall mit Bakterien oder Pilzen.
Chirurgische Verfahren
Erst nach mindestens 6 Monaten konservativer Therapie kann bei ausbleibendem Erfolg über operative Eingriffe nachgedacht werden. Diese stehen in Form von Rekonstruktion der Lymphbahnen, Umleitungen, und Gewebeentfernung („Liposuktion") zur Verfügung.